Freitag, 14. Oktober 2016

Wende durch das II Vat. Konzil,und die neuen Dialogfähigkeit für die asiatischen Kirchen


Die Wende durch das II Vatikanische Konzil:

Der Weg zu einer neuen Dialogfähigkeit

Und die Folgen für die asiatischen Kirchen

 

1. Der Wendepunkt für Asien und die asiatischen Kirchen:

 

Während der letzten Hälfte dieses Jahrhunderts

haben sich tiefgreifende Veränderungen in den asiatischen Ländern

als auch innerhalb der asiatischen Kirchen ergeben.

Abgesehen von den globalen Veränderungen der letzten Dekaden,

vollzieht sich auf diesem Kontinent mit seiner hohen Bevölkerungszahl,

seinen Kulturen und Religionen ein grundlegender Wandel –

einerseits zum Besseren, andererseits aber stellen sich neue,  überwältigende Probleme.

 

Viele der asiatischen Länder haben Jahrhunderte an Kolonialismus

und ausländischer Unterdrückung hinter sich gelassen,

um als unabhängige „neue Nationen“ wieder aufzuerstehen.

Auch die jungen Kirchen der Minderheiten

vollzogen im letzten Teil dieses Jahrhunderts eine Wandlung;

sie übernahmen die Kontrolle über Land und Leute, Kulturerbe und Religionen,

wie auch die verantwortliche Gestaltung der Zukunft –

sie fanden ihren neue Identität

und ihren Platz im Rahmen der neuen asiatischen Ordnung der nachkolonialen Welt.

 

In dieser nachkolonialen Ära

kam es zu den ersten Anfängen eines Anwachsen des Nationalismus

begleitet von einem Erwachen der asiatischen Religionen und Kulturen.

 

Die verschiedenen Religionen Asiens –


 wie Hinduismus, Buddhismus, Islam und Konfuzianismus –

die unter der Kolonialherrschaft zwar nicht unbedingt diskriminiert wurden,

sich aber doch stets im Hintertreffen befanden, 

fühlten die Notwendigkeit nach Erneuerung,

Wiederaufbau und Umstrukturierung ihrer Religionen zu ursprünglichem Glanz.

Durch die angebliche Diskriminierung seitens der Kolonialmacht

waren diese Religionen sehr bemüht, ihren Anspruch auf Land und Leute neu zu etablieren.

 

Die Kirchen spürten die Notwendigkeit des Wandels in ähnlicher Weise,

waren sich aber unklar über das Wie.

Es war zu diesem kritischen Zeitpunkt,

daß Papst Johannes XXIII. erschien als der Mann von Gott gesandt,

um die Kirche zur Erneuerung und zum aggiornamento

durch das Zweite Vatikanische Konzil aufzurufen.

 

2. Das Zweite Vatikanische Konzil: Das Pfingsten dieses Jahrhunderts

 

Papst Johannes XXIII, der den päpstlichen Thron nur für fünf Jahre innehatte,

war das von Gott auserwählte Instrument für die überfällige Revolution innerhalb der Kirche.

 

Verglichen mit früheren Kirchenkonzilen stellt sich das zweite Vatikanische Konzil

in vielerlei Hinsicht als einzigartig dar.

Nicht nur aufgrund der enormen, weltweiten Vorbereitungsarbeit

und dem breiten Themenspektrum,

sondern weil das Konzil der Kirche den Weg zu einer Weltkirche eröffnete.

Bis zum zweiten Vatikanischen Konzil

gab es die ältere Kirche der ersten Welt

mit ihren über den Globus verteilten Missionsgebieten,

die von der Römischen Glaubenskongregation  geführt und verwaltet wurde.

Aufgrund des Konzils war die Kongregation nicht nur gezwungen,

ihren Namen in Kongregation für die Evangelisierung der Menschen zu ändern,

es begann vielmehr ein neuer Prozeß des „Erwachsenwerdens“ der jungen Kirchen,

so daß sie im Dialog mit den Realitäten ihrer Welt

ihre eigene Identität als Kirche Afrikas oder Asiens entwickeln können.

Da dieser Prozeß vom Heiligen Geist geleitet wird, der über die Kontinente weht,

kann ihn nichts aufhalten.

Der einzige Weg hin zu einer Weltkirche bedeutete auch,

zumindest den Polizentrismus der Kontinente und das Subventionsprinzip anzuerkennen.

 

3. Für Europa war das Zweite Vatikanische Konzil

    das Ende der Gegenreformation und der Anfang einer neuen Ära.

 

Die Kirche wurde in Jerusalem geboren, wuchs im jüdisch-hellenistischen Milieu heran

und entwickelte sich über fast 1500 Jahre im römischen Reich.

Die Kirche übernahm eine Vielzahl säkularer und religiöser Ereignisse,

durchlebte lange Zeiten der Dunkelheit sowie Kriege, Dispute und Aufspaltungen.

Das Zweite Vatikanische Konzil markierte tatsächlich das Ende einer Ära

und den Anfang eines neuen Zeitalters durch eine tiefgreifende Veränderung,

die in theologischer Vision manchmal als „Kopernikanische Revolution“ bezeichnet wird

und sich gleichermaßen radikal in der Pastoraltheologie manifestiert.

 

4. Die jungen Kirchen Asiens: Eine neue Vision für eine neue Mission

 

Zugegeben, viele dieser Kirchen durchlebten eine koloniale Günstlingswirtschaft,

waren aber nicht von Kriegen oder Kriegsdrohungen bedroht.

Der Machtwechsel vom Kolonialismus zur Selbstverwaltung ging glatt vonstatten. Darüberhinaus sahen sich die asiatischen Kirchen

mit keinen nennenswerten Herausforderungen

bezüglich einer Veränderung des Bestehenden konfrontiert.

Selbst die frühere Forderung nach Enkulturation, von Jesuiten wie De Nobili in China

oder Beschi in Indien formuliert,

wurde von Rom abgelehnt und gehorsam von den Kirchen akzeptiert.

Selbst kurz vor dem Konzil wurden seitens der asiatischen Kirchen

keinerlei Diskussionspunkte vorgeschlagen.

 

Die Asiatische Herausforderungen des Kontextes waren kein theme im Konzil.

Die Bischöfe, obwohl als Hirten den minderheit-kirchen

in eine nicht-christiliche und nach-koloniale Kontext hatten

ihre eigene Problemen, Fragen usw.

die hatten kein Mut und Stimme um wort zu kommen.

 

Ein Beispiel:

Die Genesies des Dokuments Nostra Aetatae –

über unsere Beziehung zur Nicht-christliche Religionen

– ist nicht ausgekommen auf der Interesse der Weltkirche über die Weltreligionen. Nein. Die vorschlag kam von dem Deutsche Kardinal Augustino Bea  zur eine Stellungnahme gegen die Anti-Semitismus, wird

 

Abgesehen davon, daß die asiatischen und europäischen Kirchen

einige Empfindungen teilten,

hatte das Zustandekommen dieses Konzils, als auch seine neue Vision und Mission,

eine weit größere Bedeutung.

Für die alteingesessenen Kirchen Europas verhieß es eine Richtungsänderung

und  daraus resultierend eine Mission mit neuer Priorität in Europa,

wie auch ein neues Verständnis im Verhältnis zu den Kirchen anderer Kontinente.

 

Aber für uns Asiaten stellt sich eine radikal neue Vision dar,

eine ganz und gar neue herausfordernde Mission

in unserer eigenen Welt, mit unseren eigenen Menschen.

 

5. Kann die europäische Erfahrung und Vision des Zweiten Vatikanischen Konzils

auf andere Kontinente ausgeweitet werden und dort Gültigkeit erlangen?

 

Es ist ein fundamentaler Fehler,

lediglich die europäische Erfahrung des II.Vatikanums als gültige Vision

auf Afrika und Asien zu verteilen.

Zugegeben wurde das Konzil in seinen verschiedenen Phasen von Europa inspiriert, vorbereitet und zum großen Teil beeinflußt;

die Bischöfe von Asien, Afrika und Lateinamerika spielten eine geringere Rolle.

Aber als Ereignis des Heiligen Geistes für alle Bischöfe dieser Welt,

hatte es für unsere Kontinente eine besondere Bedeutung und Wichtigkeit

Dies kann nicht nur als Leistung der Menschen im Vatikan angesehen werden,

oder derjenigen, die vorbereiteten, inspirierten usw

mit den derzeitigen Bischöfen unserer Kontinente entstehen kann.

 

6. FÜR ASIEN WAR DAS ZWEITE VATIKANUM DAS "ERSTE KONZIL VON JERUSALEM"

 

Für die Kirchen in Asien bedeutete es als der radikale Übergang von einer alten Vision von der eigenen Identität

wie auch von den Gegebenheiten in Asien,

auf die die Kirche durch ihren Dienst antworten soll.

Dieser Übergang kann nur mit dem Bruch verglichen werden,

der im Ersten Konzil von Jerusalem gemacht wurde

im Hinblick auf den Übergang

von einer jüdisch-christlichen Kirche zur Kirche der Heiden.

In seiner grundsätzlichen Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils

verglich Karl Rahner den Wandel, den die Entstehung der Weltkirche markiert

mit dem Umbruch, den das Erste Konzil von Jerusalem darstellt[1].

Dieser Umbruch wird in der asiatischen Situation

stärker als sonst irgendwo auf der Welt erfahren.

7. DIE ASIATEN WAREN UNVORBEREITET UND PASSIVE TEILNEHMER

OHNE BESONDERE FORDERUNGEN

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in den europäischen Kirchen

eine Reihe von Bewegungen zur Erneuerung der Liturgie,

des Studiums der Bibel, des Laienapostolats und für die Einheit der Christen.

Dies waren praktiv Vorläufer für das Konzil

und schafften es in gewisser Weise,

die meisten ihrer Anregungen in die Beschlüsse des Konzils einzubringen[2].

Theologen aus Asien jedoch waren so gut wie nicht beteiligt.


Daß nur wenige begeisterte Bischöfe mündliche Eingaben in der Konzilsaula machten, lag einmal an den unzureichenden Vorbereitungen in ihren Heimatländern

und zum anderen am Latein, der offiziellen Sprache des Konzils.

Wenige – wie Kardinal Valerian Gracias und Erzbischof Eugene de Souza aus Indien und Kardinal Kim aus Korea halten ihre Rede im Latein,

Einige wenige machten schriftliche Eingaben.

Die Mehrheit aber mußte sich damit begnügen,

begeisterte Zuhörer zu sein, oder bloße Zuschauer der historischen Ereignissen.

Während der Vorbereitungsphase und in einem hohen Maß während der Sitzungen

war das Konzil von den europäischen Kirchen beherrscht.

Viele asiatische Teilnehmer waren entweder europäische Missionare

oder junge asiatische Bischöfe[3].

Die Probleme und Schwierigkeiten der Kirchen Asiens

spielten in den lateinischen Schemata,

die im vorhinein in Rom erstellt
 



[1] . Karl. Rahner, Theologische Grundinterpretation des II. Vatikanischen Konzils, in: Schriften zur Theologie XIV, Zürich-Einsiedeln-Köln 1980, 287-302.
[2] . Der Einfluß der Theologen aus Holland, Deutschland, Frankreich und der Schweiz auf die bis dahin dominierende italienisch-lateinische Theologie wurde von einem amerikanischen Autor als das "Fließen des Rheins in den Tiber" beschrieben.
[3] . Die Zahl der einheimischen Bischöfe aus den Missionsländern wuchs während und nach dem Konzil schnell an. Anders als dies für den Apostel Paulus während seiner Missionsreisen gegolten hatte, wurde der einheimische Klerus auch nach Jahrhunderten des Christentums in den Missionsgebieten als unfähig angesehen, den Erfordernissen des Bischofsamtes zu genügen.



und vor den Sitzungen versandt worden waren, keine Rolle.

Themen wie die Bedeutung der nichtchristlichen Religionen

und Kulturen spielten erst später während des Konzils eine Rolle,

aber immer noch im Zusammenhang mit europäischen Problemen[4].


8. Die Nachwirkungen des Konzils

 

Schon während dieser vier Jahre des Konzils,

als die Bischöfe ihre Diözesen verließen und sich nach Rom begaben,

verfolgten die asiatischen Kirchen, besonders die Seminare und ihre Professoren,

aus der Ferne die Neuigkeiten dieses großen Zusammentreffens.

ihre Priester Ordensleute und Professor

über die dort geführten  heißen

Nach Ende des Konzils kehrten die Bischöfe nach Hause zurück,

wo sich zumindest in Kirchenkreisen bereits

eine Erwartungshaltung für Wandel und Veränderung formiert hatte.

 

9. SIE WURDEN ABER DOCH AUFGEFORDERT;

     EINE ASIATISCHE IDENTITÄT UND MISSION ZU ENTWICKELN

 

Auch wenn sie sich an dieser globalen Identität erfreuten,

waren sie sich doch nicht über ihre eigene Identität und Sendung für ihre Heimatländer im Klaren.

Es gab aber ein glückliches Zusammenfallen von parallelen Entwicklungen

in der politischen und in der religiösen Welt Asiens.

Die Euphorie, die von den sozio-politischen Wandlungen um sie herum ausging,

verband sich mit der Öffnung und der Ermunterung durch das Zweite Vatikanische Konzil, die Kirchen aufzufordern, eine neue ihnen eigene Identität

angesichts der sich wandelnden Bedingungen zu finden,
wie auch ihre Mission im Hinblick auf die asiatischen Gegebenheiten neu zu bestimmen.

10. DER NACH-KONZILIARRE GEIST, BEGEISTERUNG UND SENDUNG




[4] .Auf Anregung von Kardinal Augustin Bea und anderer deutschen Bischöfen versuchte z.B. das Konzil die Beziehung der Kirche zum Judentum zu korrigieren bzw. zu erneuern. Die Konzilsväter gingen dann weiter und diskutierten ebenfalls die Beziehung der Kirche mit den anderen Religionen. Dies war die Geburtsstunde des Dokuments Nostra Aetate oder der Erklärung der Beziehungen der Kirche nicht nur mit den Juden, sondern auch mit den Gläubigen der anderen nichtchristlichen Religionen.



11. EIN GEIST DER OFFENHEIT

FÜR EIN VOLLES MENSCHSEIN UND DIE GANZE WELT DES MENSCHEN

Während der zwei Jahrzehnte nach dem Konzil,

als die Konzilsdokumente getreu übersetzt

und in den verschiedenen nationalen Kontexten

auf Seminaren und Studientagungen interpretiert wurden,

war der Geist des Wandels zunehmend sichtbar.

Es gab Anstrengungen im Studieren, im Planen und in der Durchführung

die Kirchen tatsächlich in ihrer Welt der religiös-kulturellen

und der sozio-politischen Gegebenheiten präsent zu machen.

 

Der Mut, in einem Geist der Offenheit sich nach vorn zu bewegen

auf die Gesamtheit der menschlichen Existenz, des Ganzen der modernen Welt,

sowie der Enthusiasmus, in den Dialog mit all diesen Gegebenheiten einzutreten,

war auf viele Weise sichtbar.

Es entstanden weiter neue Zentren für den Ökumenismus

und den Dialog mit den anderen Religionen

wie auch Zentren für die Förderung der sozio-politischen und kulturellen Aktivitäten

auf der diözesanen wie der nationalen Ebene.

Das Öffnen der Türen und Fenster der Kirche nach Jahrhunderten eines erstarrten

und ins Ghetto eingesperrten Christentums

wurde natürlich in einigen Kreisen als Wirbelsturm des Geistes  erfahren,

der einige traditionelle Strukturen aufbrach

 


Der größte Ansporn ergab sich durch die Offenheit


gegenüber den säkularen, kulturellen und religiösen Realitäten der Welt

und den ausdrucksvollen Aufruf, mit diesen in den Dialog zu treten.

 

Auf der Basis dieser Offenheit und der Ermutigung zum Dialog


verstehen die asiatischen Kirchen ihre zukünftige Mission.

 

Die neue Vision des Zweiten Vatikanums

hat die asiatischen Kirchen inspiriert und ermutigt,

sich auf eine neue Mission im Namen Jesu Christi zu begeben.


12. DAS GEHEMNIS DER NEUEN MISSION

In der Weltsicht, die durch das Zweite Vatikanische Konzil gefördert wurde

und in Übereinstimmung mit dem neuen Selbstverständnis der Kirche

als das Licht der Völker, mussten die alten Vorstellungen von der Misssionstätigkeit natürlich einen radikalen Wandel erfahren.

Zu diesem Zweck legte das Konzil fest,

daß die ganze Kirche ihrem Wesen nach missionarisch sei

und nicht nur die Kirchen in den sog. Missionsgebieten[5]

Hinzu kam zweitens, daß die Missionstätigkeit als Heilsdienst am Menschen

und der ganzen Welt beschrieben  wurde.

Dies hatte für die jüngeren Kirchen in Asien weiterreichende Folgen,

sich darum zu bemühen, neue Missionare des Lichtes

für den erst kürzlich wieder entdeckten asiatischen Menschen

und seiner Welt der asiatischen Gegebenheiten zu werden.

 

Der Begriff der Mission erfuhr eine Erweiterung

von einer engen auf den Erfolg ausgerichteten Eroberungstätigkeit hin

zu einem tieferen Sich-Einlassen, für das Heil der Menschen in dieser Welt zu wirken.

Die Missionstätigkeit erschöpfte sich nicht länger nur in der Verkündigung

oder im Katechismusunterricht mit dem Ziel, Seelen zu erobern

(in Parallele zu den kolonialen Eroberungen)

und Menschen anderer Religionen zu bekehren

und in den Schoß der katholischen Kirche zu führen,

wobei sie zugleich ihrer ursprünglichen Kultur und ihrem Erbe entfremdet wurden.

 

Die Mission verstand sich nicht länger als Versuch, eine Lebensform einzuführen,

die weitgehend europäisch und daher den örtlichen sozio-politischen

und wirtschaftlichen Gegebenheiten eher fremd war[6].

Die neue Missionstätigkeit dagegen,



[5] . In dieser Perspektive wurden die älteren europäischen Kirchen, die bisher die Missionsarbeit in den anderen Teilen der Welt unterstützt hatten, aufgerufen sich ihrer Missionsverpflichtung gegenüber dem Atheismus, Säkularismus und anderen Formen der sozio-ökonomischen Mißstände bewußt zu werden.
[6] . Die bewundernswerten Dienstleistungen, die von den Missionaren auf den Gebieten der Erziehung und der karitativen Werke erbracht wurden, wurden wahrscheinlich, auch wenn dies nicht eigentlich intendiert gewesen war, als Prä-Evangelisierung oder Vorform der Evangelisierung angesehen, die der Bekehrung förderlich waren und die Bekehrten in ihrem Glauben stärkten.




die vom Konzil angeregt worden war,

wird nicht für den ausschließlichen Zweck der Bekehrung,

des Pflanzens oder der Ausbreitung der Kirche unternommen,

sondern um den Menschen die Frohe Botschaft der Erlösung

in Jesus Christus zu verkünden.

 

Daher ist diese Missionstätigkeit,

auch wenn sie in gewisser Weise weiterhin von den Kirchen organisiert wird,

doch nicht länger auf die Kirche allein fixiert,

sondern hat ihre Mitte im Evangelium.

Es ist eine Verkündigung und eine Einladung,

das Evangelium in Gemeinschaft zu leben, die dann zur Kirche wird[7]

Auch durch die neue Form der Missionstätigkeit kann sich Bekehrung ereignen,

können Kirchen wachsen,

aber der hauptsächliche Schwerpunkt der Evangelisierung liegt

weder auf der Bekehrung noch auf dem Pflanzen der Kirchen,

sondern ermöglicht eine Begegnung des asiatischen Menschen mit dem Evangelium Jesu Christi.
Eine ehemals klar definierte, aber enggefaßte Mission der Seeleneroberung

durch "Lehren, Bekehren und Taufen",

um die"europäische Kirche" in fremden Landen auszubreiten,

erweiterte sich zu einer breiteren aber herausfordernden Mission der Verkündigung

des Heils in Jesus Christus in alle Gegebenheiten Asiens hinein.

 

Wenn das Evangelium und der Befehl des Herrn,

es zu predigen, bestehen bleiben und ihren ewigen Wert behalten,

wie soll dann die neue Kirche mit ihrer neuen Mission

auf die Fülle der Gegebenheiten der Völker, Religionen, Kulturen

und säkularen Wirklichkeiten Asiens hin voranschreiten?

Es ist keineswegs leicht, die Aufgabe zu verstehen,

geschweige denn sie durchzuführen.

Hier liegt das Geheimnis des Missionsbefehls[8] des Herrn und seiner Erfüllung.

Aus dieser Perspektive erscheinen die neuen Missionare

nicht als Menschen, die mit ihrem "Wissen" um das Evangelium,



[7] . Genauso wenig wie die Nächstenliebe von der Gottesliebe getrennt werden kann, kann das Leben des Evangeliums in Gemeinschaft von der Nachfolge Christi getrennt werden. Die Nachfolge Christi impliziert das Leben in Gemeinschaft und das Kirchewerden.
[8] . Der Missionar hört den Befehl des Herrn "Gehe und predige/unterrichte" gleichsam von hinten und bewegte sich dann nach vorwärts, um sich den neuen Herausforderungen, die vor ihm warten, zu stellen.




mit ihren Fähigkeiten und fertigen Entwürfen für die Predigt,

die Lehre und den Kirchenbau ausziehen,

sondern sie sind mehr mutige prophetische Missionare

der Guten Botschaft von Jesus Christus.

Sie wagen sich ins Unbekannte hinein angetrieben vom Befehl des Herrn

und mit dem Glauben, daß Jesus sie begleitet.

Sie gehen, wohin sein  Geist ihnen zu gehen, befiehlt und sie leitet.

Sie bringen nicht allein das Licht ihrer Studien,

auch befolgen sie nicht die Taktiken der Bibelpromotoren,

sondern sie bringen das Licht und die Liebe der Botschaft Christi

wie auch seinen demütigen Lebensstil

in ihrer Begegnung mit den Angehörigen anderer Religionen.

Sie schließen sich den Suchernden in den anderen Religionen auf ihrer Reise an

auf der Suche nach Antworten auf die Probleme

und Herausforderungen des modernen Menschen.

13.  VERKÜNDIGUNG IN UND DURCH DEN DREIFFACHEN DIALOG

Die asiatischen Bischöfe haben sich langsam

zum Verständnis der Mission durchgerungen,

die in einem dreifachen Dialog besteht,

den Dialog mit den Religionen in der Form des interreligiösen Dialogs,

den Dialog mit der Kultur in der Aufgabe der Inkulturation

und den Dialog mit den Armen im sozio-politischen und wirtschaftlichen Engagement.

 

Was den Dialog mit der Kultur

und den Dialog mit den sozio-politischen Gegebenheiten angeht,

so ist darin der Weg des Dialogs und der Mission,

auch wenn dies harte Arbeit abverlangt, doch einigermaßen klar.

Der Dialog mit den Religionen und die Mission gegenüber dagegen

ist mit vielen Fragen und Schwierigkeiten behaftet.

Inwieweit ist der interreligiöse Dialog mit der Aufgabe der Verkündigung vereinbar? Wird dadurch die Verkündigung geschwächt oder sogar durch den Dialog ersetzt? Inwieweit hat der Dialog Verkündigungscharakter?

Es scheint sich eine Übereinstimmung abzuzeichnen,

daß die alte Form der direkten Verkündigung,

die auf die Bekehrung aus anderen Religonen abzielt,

nicht mehr mit dem interreligiösen Dialog zu vereinbaren ist.

Hinzu kommt, daß Bekehrungen zum Christentum immer mehr als Provokation

und als Angriff auf die anderen Religionen verstanden

und vehement von ihnen abgelehnt werden.

Aus allen diesen Entwicklungen hat sich ergeben,

daß die Asiaten ihrer Verkündigung von Jesus Christus

und seine Gute Nachricht der Erlösung in einer Begrifflichkeit verstehen,

die es ihnen ermöglicht, eine Begegnung des Salzes und des Lichtes Christi

mit den asiatischen Wirklichkeiten in der Form der verschiedenen Dialoge

mit der Kultur, mit den Religionen, mit den Armen und Leidenden zu verstehen.

 

Aber dieses Missionsverständnis in Asien in der Form einer Salz-Licht-Verkündigung und nicht länger der direkten Verkündigung hat in Rom Unzufriedenheit ausgelöst

und dauerhafte Zweifel an der Ernsthaftigkeit des missionarischen Engagements

der asiatischen Kirchen geweckt.

Vom Zentrum wird beklagt, daß die direkte Verkündigung vernachlässigt,

wenn sie nicht sogar ganz zugunsten des interreligiösen Dialogs eingestellt werde. Daraus folgt, daß die Auseinandersetzungen

zwischen den Führern der asiatischen Kirchen

und den römischen Autoritäten in Zukunft

mehr und mehr um das asiatische Verständnis der Mission gehen wird,

Jesus Christus und die Gute Nachricht der Erlösung zu verkünden

und dieses Missionsverständnis mit der Mission eines aufrichtigen Dialogs zu verbinden[9]



 



[9] . Drei wichtige römische Dokumente befassen sich mit diesem nach-konziliaren Problem. Nach der Bischofssynode über die Evangelisierung im Jahr 1974 hat Papst Paul VI. das Apostolische Schreiben Evangelii Nuntiandi herausgegeben, das weitgehende Akzeptanz als die Magna Charta der Evangelisierung in der modernen Welt gefunden hat. Mit der wachsenden Sorge um das mangelnde Interesse an der direkten Verkündigung hat die Kongregation für die Evangelisierung der Völker Papst Johannes Paul II aufgefordert, eine Enzyklika Redemptoris Missio zu schreiben, die 1990 veröffentlicht vor christologischen Irrtümern warnt, die im Dialog auftreten können und die mehr auf der direkten Verkündigung besteht. Der Päpstliche Rat für den interreligiösen Dialog hat gleichzeitig zusammen mit der Kongregation für die Evangelisierung der Völker 1991 eine Erklärung über Dialog und Verkündigung herausgebracht, in der klargestellt wird, daß eine bestimmte Form des Dialogs mit der Verkündigung nicht unvereinbar sei. Aber alle diese Erklärungen haben das Geheimnis der neuen Form missionarischer Tätigkeit nicht erhellen können.