Die Wende durch das II Vatikanische Konzil:
Der Weg zu einer neuen Dialogfähigkeit
Und die Folgen für die asiatischen Kirchen
1. Der
Wendepunkt für Asien und die asiatischen Kirchen:
Während
der letzten Hälfte dieses Jahrhunderts
haben
sich tiefgreifende Veränderungen in den asiatischen Ländern
als
auch innerhalb der asiatischen Kirchen ergeben.
Abgesehen
von den globalen Veränderungen der letzten Dekaden,
vollzieht
sich auf diesem Kontinent mit seiner hohen Bevölkerungszahl,
seinen
Kulturen und Religionen ein grundlegender Wandel –
einerseits
zum Besseren, andererseits aber stellen sich neue, überwältigende Probleme.
Viele
der asiatischen Länder haben Jahrhunderte an Kolonialismus
und
ausländischer Unterdrückung hinter sich gelassen,
um
als unabhängige „neue Nationen“ wieder aufzuerstehen.
Auch
die jungen Kirchen der Minderheiten
vollzogen
im letzten Teil dieses Jahrhunderts eine Wandlung;
sie
übernahmen die Kontrolle über Land und Leute, Kulturerbe und Religionen,
wie
auch die verantwortliche Gestaltung der Zukunft –
sie
fanden ihren neue Identität
und
ihren Platz im Rahmen der neuen asiatischen Ordnung der nachkolonialen Welt.
In dieser
nachkolonialen Ära
kam es zu den
ersten Anfängen eines Anwachsen des Nationalismus
begleitet von
einem Erwachen der asiatischen Religionen und Kulturen.
Die verschiedenen Religionen Asiens –
wie Hinduismus, Buddhismus, Islam und
Konfuzianismus –
die
unter der Kolonialherrschaft zwar nicht unbedingt diskriminiert wurden,
sich
aber doch stets im Hintertreffen befanden,
fühlten
die Notwendigkeit nach Erneuerung,
Wiederaufbau
und Umstrukturierung ihrer Religionen zu ursprünglichem Glanz.
Durch
die angebliche Diskriminierung seitens der Kolonialmacht
waren
diese Religionen sehr bemüht, ihren Anspruch auf Land und Leute neu zu
etablieren.
Die Kirchen
spürten die Notwendigkeit des Wandels in ähnlicher Weise,
waren sich aber
unklar über das Wie.
Es war zu diesem
kritischen Zeitpunkt,
daß Papst
Johannes XXIII. erschien als der Mann von Gott gesandt,
um die Kirche
zur Erneuerung und zum aggiornamento
durch das Zweite
Vatikanische Konzil aufzurufen.
2. Das Zweite
Vatikanische Konzil: Das Pfingsten dieses Jahrhunderts
Papst
Johannes XXIII, der den päpstlichen Thron nur für fünf Jahre innehatte,
war
das von Gott auserwählte Instrument für die überfällige Revolution innerhalb
der Kirche.
Verglichen
mit früheren Kirchenkonzilen stellt sich das zweite Vatikanische Konzil
in
vielerlei Hinsicht als einzigartig dar.
Nicht
nur aufgrund der enormen, weltweiten Vorbereitungsarbeit
und
dem breiten Themenspektrum,
sondern
weil das Konzil der Kirche den Weg zu einer Weltkirche eröffnete.
Bis
zum zweiten Vatikanischen Konzil
gab
es die ältere Kirche der ersten Welt
mit
ihren über den Globus verteilten Missionsgebieten,
die
von der Römischen Glaubenskongregation geführt und verwaltet wurde.
Aufgrund
des Konzils war die Kongregation nicht nur gezwungen,
ihren
Namen in Kongregation für die
Evangelisierung der Menschen zu ändern,
es
begann vielmehr ein neuer Prozeß des „Erwachsenwerdens“ der jungen Kirchen,
so
daß sie im Dialog mit den Realitäten ihrer Welt
ihre
eigene Identität als Kirche Afrikas oder Asiens entwickeln können.
Da
dieser Prozeß vom Heiligen Geist geleitet wird, der über die Kontinente weht,
kann
ihn nichts aufhalten.
Der
einzige Weg hin zu einer Weltkirche bedeutete auch,
zumindest
den Polizentrismus der Kontinente und das Subventionsprinzip anzuerkennen.
3.
Für Europa war das Zweite Vatikanische Konzil
das Ende der Gegenreformation und der
Anfang einer neuen Ära.
Die
Kirche wurde in Jerusalem geboren, wuchs im jüdisch-hellenistischen Milieu
heran
und
entwickelte sich über fast 1500 Jahre im römischen Reich.
Die
Kirche übernahm eine Vielzahl säkularer und religiöser Ereignisse,
durchlebte
lange Zeiten der Dunkelheit sowie Kriege, Dispute und Aufspaltungen.
Das
Zweite Vatikanische Konzil markierte tatsächlich das Ende einer Ära
und
den Anfang eines neuen Zeitalters durch eine tiefgreifende Veränderung,
die
in theologischer Vision manchmal als „Kopernikanische Revolution“ bezeichnet
wird
und
sich gleichermaßen radikal in der Pastoraltheologie manifestiert.
4. Die jungen
Kirchen Asiens: Eine neue Vision für eine neue Mission
Zugegeben,
viele dieser Kirchen durchlebten eine koloniale Günstlingswirtschaft,
waren
aber nicht von Kriegen oder Kriegsdrohungen bedroht.
Der
Machtwechsel vom Kolonialismus zur Selbstverwaltung ging glatt vonstatten.
Darüberhinaus sahen sich die asiatischen Kirchen
mit
keinen nennenswerten Herausforderungen
bezüglich
einer Veränderung des Bestehenden konfrontiert.
Selbst
die frühere Forderung nach Enkulturation, von Jesuiten wie De Nobili in China
oder
Beschi in Indien formuliert,
wurde
von Rom abgelehnt und gehorsam von den Kirchen akzeptiert.
Selbst
kurz vor dem Konzil wurden seitens der asiatischen Kirchen
keinerlei
Diskussionspunkte vorgeschlagen.
Die Asiatische Herausforderungen des Kontextes waren kein
theme im Konzil.
Die Bischöfe, obwohl als Hirten den minderheit-kirchen
in eine nicht-christiliche und nach-koloniale Kontext
hatten
ihre eigene Problemen, Fragen usw.
die hatten kein Mut und Stimme um wort zu kommen.
Ein Beispiel:
Die Genesies des Dokuments Nostra Aetatae –
über unsere Beziehung zur Nicht-christliche Religionen
– ist nicht ausgekommen auf der Interesse der Weltkirche
über die Weltreligionen. Nein. Die vorschlag kam von dem Deutsche Kardinal
Augustino Bea zur eine Stellungnahme
gegen die Anti-Semitismus, wird
Abgesehen
davon, daß die asiatischen und europäischen Kirchen
einige
Empfindungen teilten,
hatte
das Zustandekommen dieses Konzils, als auch seine neue Vision und Mission,
eine
weit größere Bedeutung.
Für
die alteingesessenen Kirchen Europas verhieß es eine Richtungsänderung
und daraus resultierend eine Mission mit neuer
Priorität in Europa,
wie
auch ein neues Verständnis im Verhältnis zu den Kirchen anderer Kontinente.
Aber
für uns Asiaten stellt sich eine radikal neue Vision dar,
eine
ganz und gar neue herausfordernde Mission
in
unserer eigenen Welt, mit unseren eigenen Menschen.
5. Kann die
europäische Erfahrung und Vision des Zweiten Vatikanischen Konzils
auf andere
Kontinente ausgeweitet werden und dort Gültigkeit erlangen?
Es
ist ein fundamentaler Fehler,
lediglich
die europäische Erfahrung des II.Vatikanums als gültige Vision
auf
Afrika und Asien zu verteilen.
Zugegeben
wurde das Konzil in seinen verschiedenen Phasen von Europa inspiriert,
vorbereitet und zum großen Teil beeinflußt;
die
Bischöfe von Asien, Afrika und Lateinamerika spielten eine geringere Rolle.
Aber
als Ereignis des Heiligen Geistes
für alle Bischöfe dieser Welt,
hatte
es für unsere Kontinente eine besondere Bedeutung und Wichtigkeit
Dies
kann nicht nur als Leistung der Menschen im Vatikan angesehen werden,
oder
derjenigen, die vorbereiteten, inspirierten usw
mit
den derzeitigen Bischöfen unserer Kontinente entstehen kann.
6.
FÜR ASIEN WAR DAS ZWEITE VATIKANUM DAS "ERSTE KONZIL VON JERUSALEM"
Für die Kirchen
in Asien bedeutete es als der radikale Übergang von einer alten Vision von der
eigenen Identität
wie auch von den
Gegebenheiten in Asien,
auf die die
Kirche durch ihren Dienst antworten soll.
Dieser Übergang
kann nur mit dem Bruch verglichen werden,
der im Ersten
Konzil von Jerusalem gemacht wurde
im Hinblick auf
den Übergang
von einer
jüdisch-christlichen Kirche zur Kirche der Heiden.
In seiner
grundsätzlichen Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils
verglich Karl
Rahner den Wandel, den die Entstehung der Weltkirche markiert
Dieser Umbruch
wird in der asiatischen Situation
stärker als sonst irgendwo auf der Welt
erfahren.
7. DIE ASIATEN WAREN UNVORBEREITET UND PASSIVE TEILNEHMER
7. DIE ASIATEN WAREN UNVORBEREITET UND PASSIVE TEILNEHMER
OHNE
BESONDERE FORDERUNGEN
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in den europäischen Kirchen
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in den europäischen Kirchen
eine Reihe von Bewegungen zur Erneuerung
der Liturgie,
des Studiums der Bibel, des
Laienapostolats und für die Einheit der Christen.
Dies waren praktiv Vorläufer für das
Konzil
und schafften es in gewisser Weise,
Theologen aus Asien jedoch waren so gut
wie nicht beteiligt.
Daß nur wenige begeisterte Bischöfe mündliche Eingaben in der Konzilsaula machten, lag einmal an den unzureichenden Vorbereitungen in ihren Heimatländern
und zum anderen am Latein, der
offiziellen Sprache des Konzils.
Wenige – wie Kardinal Valerian Gracias
und Erzbischof Eugene de Souza aus Indien und Kardinal Kim aus Korea halten
ihre Rede im Latein,
Einige wenige machten schriftliche
Eingaben.
Die Mehrheit aber mußte sich damit
begnügen,
begeisterte Zuhörer zu sein, oder bloße
Zuschauer der historischen Ereignissen.
Während der Vorbereitungsphase und in einem hohen Maß während der Sitzungen
Während der Vorbereitungsphase und in einem hohen Maß während der Sitzungen
war das Konzil von den europäischen
Kirchen beherrscht.
Viele asiatische Teilnehmer waren
entweder europäische Missionare
Die Probleme und Schwierigkeiten der
Kirchen Asiens
spielten in den lateinischen Schemata,
die im vorhinein in Rom erstellt
[1] . Karl. Rahner, Theologische
Grundinterpretation des II. Vatikanischen Konzils, in: Schriften zur Theologie
XIV, Zürich-Einsiedeln-Köln 1980, 287-302.
[2]
. Der Einfluß der Theologen
aus Holland, Deutschland, Frankreich und der Schweiz auf die bis dahin
dominierende italienisch-lateinische Theologie wurde von einem amerikanischen
Autor als das "Fließen des Rheins in den Tiber" beschrieben.
[3] . Die Zahl der einheimischen
Bischöfe aus den Missionsländern wuchs während und nach dem Konzil schnell an.
Anders als dies für den Apostel Paulus während seiner Missionsreisen gegolten
hatte, wurde der einheimische Klerus auch nach Jahrhunderten des Christentums
in den Missionsgebieten als unfähig angesehen, den Erfordernissen des
Bischofsamtes zu genügen.
und vor den Sitzungen versandt worden
waren, keine Rolle.
Themen wie die Bedeutung der
nichtchristlichen Religionen
und Kulturen spielten erst später
während des Konzils eine Rolle,
8. Die
Nachwirkungen des Konzils
Schon
während dieser vier Jahre des Konzils,
als
die Bischöfe ihre Diözesen verließen und sich nach Rom begaben,
verfolgten
die asiatischen Kirchen, besonders die Seminare und ihre Professoren,
aus
der Ferne die Neuigkeiten dieses großen Zusammentreffens.
ihre
Priester Ordensleute und Professor
über
die dort geführten heißen
Nach
Ende des Konzils kehrten die Bischöfe nach Hause zurück,
wo
sich zumindest in Kirchenkreisen bereits
eine
Erwartungshaltung für Wandel und Veränderung formiert hatte.
9.
SIE WURDEN ABER DOCH AUFGEFORDERT;
EINE ASIATISCHE IDENTITÄT UND MISSION ZU
ENTWICKELN
Auch
wenn sie sich an dieser globalen Identität erfreuten,
waren
sie sich doch nicht über ihre eigene Identität und Sendung für ihre
Heimatländer im Klaren.
Es gab aber ein glückliches Zusammenfallen von parallelen Entwicklungen
Es gab aber ein glückliches Zusammenfallen von parallelen Entwicklungen
in
der politischen und in der religiösen Welt Asiens.
Die
Euphorie, die von den sozio-politischen Wandlungen um sie herum ausging,
verband
sich mit der Öffnung und der Ermunterung durch das Zweite Vatikanische Konzil,
die Kirchen aufzufordern, eine neue
ihnen eigene Identität
angesichts der
sich wandelnden Bedingungen zu finden,
wie auch ihre Mission im Hinblick auf die asiatischen Gegebenheiten neu
zu bestimmen.10. DER NACH-KONZILIARRE GEIST, BEGEISTERUNG UND SENDUNG
[4] .Auf Anregung von Kardinal
Augustin Bea und anderer deutschen Bischöfen versuchte z.B. das Konzil die
Beziehung der Kirche zum Judentum zu korrigieren bzw. zu erneuern. Die
Konzilsväter gingen dann weiter und diskutierten ebenfalls die Beziehung der
Kirche mit den anderen Religionen. Dies war die Geburtsstunde des Dokuments Nostra Aetate oder der Erklärung der Beziehungen
der Kirche nicht nur mit den Juden, sondern auch mit den Gläubigen der anderen
nichtchristlichen Religionen.
11. EIN GEIST
DER OFFENHEIT
FÜR EIN VOLLES
MENSCHSEIN UND DIE GANZE WELT DES MENSCHEN
Während der zwei Jahrzehnte nach dem Konzil,
Während der zwei Jahrzehnte nach dem Konzil,
als
die Konzilsdokumente getreu übersetzt
und
in den verschiedenen nationalen Kontexten
auf
Seminaren und Studientagungen interpretiert wurden,
war
der Geist des Wandels zunehmend sichtbar.
Es
gab Anstrengungen im Studieren, im Planen und in der Durchführung
die
Kirchen tatsächlich in ihrer Welt der religiös-kulturellen
und
der sozio-politischen Gegebenheiten präsent zu machen.
Der
Mut, in einem Geist der Offenheit sich nach vorn zu bewegen
auf
die Gesamtheit der menschlichen Existenz, des Ganzen der modernen Welt,
sowie
der Enthusiasmus, in den Dialog mit all diesen Gegebenheiten einzutreten,
war
auf viele Weise sichtbar.
Es
entstanden weiter neue Zentren für den Ökumenismus
und
den Dialog mit den anderen Religionen
wie
auch Zentren für die Förderung der sozio-politischen und kulturellen
Aktivitäten
auf
der diözesanen wie der nationalen Ebene.
Das Öffnen der Türen und Fenster der Kirche nach Jahrhunderten eines erstarrten
Das Öffnen der Türen und Fenster der Kirche nach Jahrhunderten eines erstarrten
und
ins Ghetto eingesperrten Christentums
wurde
natürlich in einigen Kreisen als Wirbelsturm
des Geistes erfahren,
der
einige traditionelle Strukturen aufbrach
Der größte Ansporn ergab sich durch die
Offenheit
gegenüber
den säkularen, kulturellen und religiösen Realitäten der Welt
und
den ausdrucksvollen Aufruf, mit diesen in den Dialog zu treten.
Auf der Basis dieser Offenheit und der
Ermutigung zum Dialog
verstehen die
asiatischen Kirchen ihre zukünftige Mission.
Die neue Vision
des Zweiten Vatikanums
hat die
asiatischen Kirchen inspiriert und ermutigt,
sich auf eine
neue Mission im Namen Jesu Christi zu begeben.
12. DAS GEHEMNIS DER NEUEN MISSION
In der Weltsicht, die durch das Zweite Vatikanische Konzil gefördert wurde
und in Übereinstimmung mit dem neuen
Selbstverständnis der Kirche
als das Licht der Völker, mussten die
alten Vorstellungen von der Misssionstätigkeit natürlich einen radikalen Wandel
erfahren.
Zu diesem Zweck legte das Konzil fest,
daß die ganze Kirche ihrem Wesen nach
missionarisch sei
Hinzu kam zweitens, daß die Missionstätigkeit
als Heilsdienst am Menschen
und der ganzen Welt beschrieben wurde.
Dies hatte für die jüngeren Kirchen in
Asien weiterreichende Folgen,
sich darum zu bemühen, neue Missionare
des Lichtes
für den erst kürzlich wieder entdeckten
asiatischen Menschen
und seiner Welt der asiatischen
Gegebenheiten zu werden.
Der Begriff der Mission erfuhr eine
Erweiterung
von einer engen auf den Erfolg
ausgerichteten Eroberungstätigkeit hin
zu einem tieferen Sich-Einlassen, für
das Heil der Menschen in dieser Welt zu wirken.
Die Missionstätigkeit erschöpfte sich nicht länger nur in der Verkündigung
Die Missionstätigkeit erschöpfte sich nicht länger nur in der Verkündigung
oder im Katechismusunterricht mit dem
Ziel, Seelen zu erobern
(in Parallele zu den kolonialen
Eroberungen)
und Menschen anderer Religionen zu
bekehren
und in den Schoß der katholischen Kirche
zu führen,
wobei sie zugleich ihrer ursprünglichen
Kultur und ihrem Erbe entfremdet wurden.
Die Mission verstand sich nicht länger
als Versuch, eine Lebensform einzuführen,
die weitgehend europäisch und daher den
örtlichen sozio-politischen
Die neue Missionstätigkeit dagegen,
[5] . In dieser Perspektive wurden
die älteren europäischen Kirchen, die bisher die Missionsarbeit in den anderen
Teilen der Welt unterstützt hatten, aufgerufen sich ihrer Missionsverpflichtung
gegenüber dem Atheismus, Säkularismus und anderen Formen der sozio-ökonomischen
Mißstände bewußt zu werden.
[6] . Die bewundernswerten
Dienstleistungen, die von den Missionaren auf den Gebieten der Erziehung und
der karitativen Werke erbracht wurden, wurden wahrscheinlich, auch wenn dies
nicht eigentlich intendiert gewesen war, als Prä-Evangelisierung oder Vorform
der Evangelisierung angesehen, die der Bekehrung förderlich waren und die
Bekehrten in ihrem Glauben stärkten.
die vom Konzil angeregt worden war,
wird nicht für den ausschließlichen
Zweck der Bekehrung,
des Pflanzens oder der Ausbreitung der Kirche
unternommen,
sondern um den Menschen die Frohe
Botschaft der Erlösung
in Jesus Christus zu verkünden.
Daher
ist diese Missionstätigkeit,
auch
wenn sie in gewisser Weise weiterhin von den Kirchen organisiert wird,
doch
nicht länger auf die Kirche allein fixiert,
sondern
hat ihre Mitte im Evangelium.
Es
ist eine Verkündigung und eine Einladung,
Auch durch die neue Form der
Missionstätigkeit kann sich Bekehrung ereignen,
können Kirchen wachsen,
aber der hauptsächliche Schwerpunkt der
Evangelisierung liegt
weder auf der Bekehrung noch auf dem
Pflanzen der Kirchen,
sondern ermöglicht eine Begegnung des
asiatischen Menschen mit dem Evangelium Jesu Christi.
Eine ehemals klar definierte, aber enggefaßte Mission der Seeleneroberung
Eine ehemals klar definierte, aber enggefaßte Mission der Seeleneroberung
durch "Lehren, Bekehren und
Taufen",
um die"europäische Kirche" in
fremden Landen auszubreiten,
erweiterte sich zu einer breiteren aber
herausfordernden Mission der Verkündigung
des Heils in Jesus Christus in alle
Gegebenheiten Asiens hinein.
Wenn das Evangelium und der Befehl des
Herrn,
es zu predigen, bestehen bleiben und
ihren ewigen Wert behalten,
wie soll dann die neue Kirche mit ihrer
neuen Mission
auf die Fülle der Gegebenheiten der
Völker, Religionen, Kulturen
und säkularen Wirklichkeiten Asiens hin
voranschreiten?
Es ist keineswegs leicht, die Aufgabe zu
verstehen,
geschweige denn sie durchzuführen.
Hier liegt das Geheimnis des Missionsbefehls[8] des Herrn und seiner Erfüllung.
Aus dieser Perspektive erscheinen die neuen Missionare
Aus dieser Perspektive erscheinen die neuen Missionare
nicht als Menschen, die mit ihrem
"Wissen" um das Evangelium,
[7] . Genauso wenig wie die
Nächstenliebe von der Gottesliebe getrennt werden kann, kann das Leben des
Evangeliums in Gemeinschaft von der Nachfolge Christi getrennt werden. Die
Nachfolge Christi impliziert das Leben in Gemeinschaft und das Kirchewerden.
[8] . Der Missionar hört den Befehl
des Herrn "Gehe und predige/unterrichte" gleichsam von hinten und
bewegte sich dann nach vorwärts, um sich den neuen Herausforderungen, die vor
ihm warten, zu stellen.
mit ihren Fähigkeiten und fertigen
Entwürfen für die Predigt,
die Lehre und den Kirchenbau ausziehen,
sondern sie sind mehr mutige prophetische
Missionare
der Guten Botschaft von Jesus Christus.
Sie wagen sich ins Unbekannte hinein
angetrieben vom Befehl des Herrn
und mit dem Glauben, daß Jesus sie
begleitet.
Sie gehen, wohin sein Geist ihnen zu gehen, befiehlt und sie
leitet.
Sie bringen nicht allein das Licht ihrer
Studien,
auch befolgen sie nicht die Taktiken der
Bibelpromotoren,
sondern sie bringen das Licht und die
Liebe der Botschaft Christi
wie auch seinen demütigen Lebensstil
in ihrer Begegnung mit den Angehörigen
anderer Religionen.
Sie schließen sich den Suchernden in den
anderen Religionen auf ihrer Reise an
auf der Suche nach Antworten auf die
Probleme
und Herausforderungen des modernen
Menschen.
13. VERKÜNDIGUNG IN UND DURCH DEN DREIFFACHEN DIALOG
Die asiatischen Bischöfe haben sich langsam
13. VERKÜNDIGUNG IN UND DURCH DEN DREIFFACHEN DIALOG
Die asiatischen Bischöfe haben sich langsam
zum Verständnis der Mission
durchgerungen,
die in einem dreifachen Dialog besteht,
den Dialog mit den Religionen in der
Form des interreligiösen Dialogs,
den Dialog mit der Kultur in der Aufgabe
der Inkulturation
und den Dialog mit den Armen im
sozio-politischen und wirtschaftlichen Engagement.
Was den Dialog
mit der Kultur
und den Dialog
mit den sozio-politischen Gegebenheiten angeht,
so ist darin der
Weg des Dialogs und der Mission,
auch wenn dies harte Arbeit abverlangt,
doch einigermaßen klar.
Der Dialog mit den Religionen und die Mission gegenüber dagegen
Der Dialog mit den Religionen und die Mission gegenüber dagegen
ist mit vielen Fragen und
Schwierigkeiten behaftet.
Inwieweit ist
der interreligiöse Dialog mit der Aufgabe der Verkündigung vereinbar? Wird
dadurch die Verkündigung geschwächt oder sogar durch den Dialog ersetzt?
Inwieweit hat der Dialog Verkündigungscharakter?
Es scheint sich
eine Übereinstimmung abzuzeichnen,
daß die alte
Form der direkten Verkündigung,
die auf die
Bekehrung aus anderen Religonen abzielt,
nicht mehr mit
dem interreligiösen Dialog zu vereinbaren ist.
Hinzu kommt, daß
Bekehrungen zum Christentum immer mehr als Provokation
und als Angriff
auf die anderen Religionen verstanden
und vehement von ihnen abgelehnt werden.
Aus allen diesen Entwicklungen hat sich ergeben,
Aus allen diesen Entwicklungen hat sich ergeben,
daß die Asiaten
ihrer Verkündigung von Jesus Christus
und seine Gute
Nachricht der Erlösung in einer Begrifflichkeit verstehen,
die es ihnen
ermöglicht, eine Begegnung des Salzes und des Lichtes Christi
mit den
asiatischen Wirklichkeiten in der Form der verschiedenen Dialoge
mit der Kultur,
mit den Religionen, mit den Armen und Leidenden zu verstehen.
Aber dieses
Missionsverständnis in Asien in der Form einer Salz-Licht-Verkündigung und
nicht länger der direkten Verkündigung hat in Rom Unzufriedenheit ausgelöst
und dauerhafte
Zweifel an der Ernsthaftigkeit des missionarischen Engagements
der asiatischen
Kirchen geweckt.
Vom Zentrum wird
beklagt, daß die direkte Verkündigung vernachlässigt,
wenn sie nicht
sogar ganz zugunsten des interreligiösen Dialogs eingestellt werde. Daraus
folgt, daß die Auseinandersetzungen
zwischen den
Führern der asiatischen Kirchen
und den
römischen Autoritäten in Zukunft
mehr und mehr um
das asiatische Verständnis der Mission gehen wird,
Jesus Christus
und die Gute Nachricht der Erlösung zu verkünden
[9] . Drei wichtige römische
Dokumente befassen sich mit diesem nach-konziliaren Problem. Nach der
Bischofssynode über die Evangelisierung im Jahr 1974 hat Papst Paul VI. das
Apostolische Schreiben Evangelii
Nuntiandi herausgegeben, das weitgehende Akzeptanz als die Magna Charta der Evangelisierung in der
modernen Welt gefunden hat. Mit der wachsenden Sorge um das mangelnde Interesse
an der direkten Verkündigung hat die Kongregation für die Evangelisierung der
Völker Papst Johannes Paul II aufgefordert, eine Enzyklika Redemptoris Missio zu schreiben, die 1990 veröffentlicht vor
christologischen Irrtümern warnt, die im Dialog auftreten können und die mehr
auf der direkten Verkündigung besteht. Der Päpstliche Rat für den
interreligiösen Dialog hat gleichzeitig zusammen mit der Kongregation für die Evangelisierung
der Völker 1991 eine Erklärung über Dialog und Verkündigung herausgebracht, in
der klargestellt wird, daß eine bestimmte Form des Dialogs mit der Verkündigung
nicht unvereinbar sei. Aber alle diese Erklärungen haben das Geheimnis der
neuen Form missionarischer Tätigkeit nicht erhellen können.