Am 16 Nov. haben mehr als 300 Deutsche und Südamerikanische Katholiken sind in Rom gewesen um den Katekombenpakt, untergeschrieben von 40 Bischöfe des 2e Vatikanisches Konzils, zu erinnern. Damals war ich als ein Student in Rom gewesen. Die Institut für Theologie und Politik in Muenster haben mich eingeladen als eine asiatische Theologe um meine Kommentare zu hören.
2.1
Für die europäischen Kirchen – Erneuerung und Krise?
Eine asiatische Perspektive
Zur Erinnerung und Erneuerung des Katakomben Pakts,
das „geheime“ Vermächtnis des II. Vatikanischen Konzils
vom 16. November 1965,
S.J.Emmanuel
Mein Vortrag dient der Erinnerung und Erneuerung des
Katakomben Pakts für eine neue Kirche in der zukünftige Welt, eine Kirche der
Armen und eine dienende Kirche. Ich habe mich sehr gefreut, als einziger asiatischer
Gast an diesem Erinnerungstreffen des Katakomben Pakts in Rom teilzunehmen.
Obwohl ich damals, während des Konzils, ein Student der Theologie am Kollegium Urbano
de Propaganda Fide in Rom war, wusste ich nichts von diesem Katakomben Pakt.
Also habe ich mich bei dieser Einladung sofort gefragt:
1.
Warum
ein geheimer Pakt als Katakomben Pakt?
Als einer, der schon den Kontext des Konzils kannte,
kann ich wagen, das zu verstehen und es in zwei Gedanken vorzustellen
1.1 Die 40 Bischöfe aus
ärmeren Ländern, wie aus Lateinamerika, spürten die Bedeutung der Armen in der Kirche.
Das Konzil, berufen vom
geistbewegten Papst Johannes XXIII., wird geöffnet – als Aggiornamento (update) der
Kirche. Der Papst hat die Kirche zusammengerufen zu einer Rückkehr zur Quelle: Redeuntes ad fontem, wie er betont hat.
,,Lasst uns an die Quelle zurückkehren
und uns erneuern." Dazu gehört auch der Ruf, „Kirche der Armen“ zu
werden.
1.2 Die jüngeren Bischöfe außerhalb Europas konnten nicht eigene neue Dokumente
einbringen
Die europäischen Kirchen haben nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs versucht,
sich durch 4 Bewegungen zu erneuern: durch liturgische-, ökumenische-, biblische - und das Laienapostolat. Diese Bewegungen
hatten ihre Einfluss im Konzil. Also, die guten theologischen Beiträge der ,,europäischen“
Theologen, Yves Congar, Edward Schillebeeckx, Karl Rahner und anderen, waren von
tiefer Bedeutung.(Ein amerikanischer Autor von damals beschreibt den großen
Einfluss der Theologen aus Holland, Frankreich, Deutschland über die Italiener in
seinem Buch mit dem Titel: Rhine flows into theTiber! (Der
Rhein fließt in den Tiber!)
Zusätzlich zu der Atmosphäre in der Konzilsaula, die
schon ein bisschen wie ,, wir
sind/werden eine Weltkirche“ war, gab es
viele Begegnungen zwischen den einheimischen Bischöfen und den Bischöfen
aus den anderen Kontinenten und die führten zu vergleichenden pastoralen Problemen.
Jeden Tag verbrachten sie vier Stunden
in den Aula des Konzils, mit nur einer Pause.
So entstanden
einerseits motuproprio einige Konzilsdokumente als Erfahrungsdokumente der europäischen Bischöfe, aber stark diskutiert
und geändert in der Aula des
Konzils (wie die dogmatische
Konstitution über die Kirche ,,Lumengentium) und die anderen,
geboren innerhalb der Konzilsaula, ( wie die pastorale Konstitution über die
Kirche in der Welt von heute
,, Gaudium et spes", die
Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen ,,Nostra
aetatae", das Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche ,, Ad
gentes" oder das Dekret über den Ökumenismus ,,Unitasredintegratio"
und andere. Insgesamt allgemein begeisterten
waren auch die jüngere asiatischen und afrikanischen Bischöfe. Sie wollten mehr
und Konkretes hören und wissen über ,,die Kirche für Armen“ und ,,die Kirche
der Armen“.
Also, um diese großen herausfordernden Fragen wie Aggiornamento und Kirche der Armen zu realisieren, wäre es
notwendig gewesen, dass die jüngeren Bischöfe außerhalb Europas, eigene neue
Dokumente hätten einbringen können. Sie hatten aber keine Möglichkeit, neue
Dokumente einzubringen oder sie
sogar zu verlangen. Also kam es zum Katakomben Pakt, einem geheimen Pakt, (genannt
nach dem Ort, wo die römische Kirche geboren ist),sozusagen als einem neuen Hoffnungsträger
für eine neue Weltkirche.
2.
Die 50 Jahre nach dem Konzil
Kard. Karl Lehmann
sagte einmal:,, Das Konzil war für mich
persönlich wichtig ... .Ich identifiziere mich mit meiner ganzen priesterlichen
Existenz und in der Ausrichtung meines Dienstes damit. Ich könnte mich gar
nicht denken ohne das Konzil.“Was Kard. Lehmann gesagt hat, das gilt auch für
mich im Kontext meines priesterliches Lebens. Als Pastor, Professor für
Theologie und Generalvikar habe ich versucht, der Lehre des Konzils zu folgen.
Das Konzil als neues
Pfingsten hat uns zum Aggiornamento
(update/Aktualisierung) geweckt und neue Wege vorgeschlagen für alle. Doch
leider haben wir alle nicht den prophetischen Mut gehabt, um die neuen Wege in
unseren verschiedenen Kontexten zu wagen. Die Mutterkirchen Europas fanden es
sehr schwer, aus den vielhundert Jahren alten Traditionen herauszukommen. Andererseits
hatten die jüngeren Missionkirchen in Asien/ Afrika nicht die Freiheit und
Erlaubnis von Rom, um die neuen Wege zu wagen.
So ist es im Laufe der Zeit zu einer Krise der
Kirche gekommen Die moderne Krise der Kirche hat verschiedene, unterschiedliche
Gründe in Europa und in den anderen Kontinenten. Ich kann nur als ein
asiatischer Theologe, basierend auf meine begrenzte Erfahrung in der deutschen
Kirche, einige Kommentare am Ende dieses Vortrags bieten.
2.2
Für
die asiatischen Kirchen- von Passivität zu Aktivitäten in neuem post-kolonialem
Kontext und Herausforderungen
Alle europäischen Kirchen, nach der Reformation im
15 Jahrhundert, haben sich verstärkt als gegenreformatorische “Burgkirchen“
gesehen, die die Tradition verteidigten. Die Missionskirchen in Asien waren nur
transverpflanzte gegen-reformatorische Kirchen. Als Töchterkirchen von Europa, waren
sie gesteuert und ernährt von der Mutterkirche in Rom nach europäischem Stil. In einem multikulti Kontext
Asiens wurden die Kirchen als minderheitliche
europäische Religion gesehen. Sie waren mehr anerkannt als gute effektive
Institutionen für humanitäre Hilfe. Zum
Beispiel wurde Mutter Theresa von der indischen Regierung anerkannt für
ihre humanistischen Leistungen.
Also weckte die Einladung von Papst Johannes XXIII. zum
Konzil neue Hoffnung in den jüngeren Kirchen.
Aber es gab keine vorkonziliare Bewegungen
wie in Europa durch die
liturgische-, die ökumenische- und biblische Bewegung sowie das Laienapostolat,
die die Hoffnungen in sich trugen. Aber die 50er und die 60er Jahren erleben
viele asiatische Länder als das Ende des Kolonialismus und den Anfang als neue
Zeiten für das einheimische Volk. Neue Wege öffnen sich für unabhängige, nationale Staaten und Völker. Somit waren die Kirchen
aufgefordert, ihre Identität in neuen Kontexten wahrzunehmen und sich mit den neuen Herausforderungen konfrontiert zu sehen und
sich damit auseinandersetzen zu müssen.
3
Die
asiatischen Kirchen profitieren von der
Konzilslehre
Obwohl unter den Konzilsbischöfen viele europäische Missionare aus Asien am
Konzil teilgenommen haben, waren die neuen
und jungen einheimischen Bischöfe aus Asien jedoch die eigentlichen Hoffnungsträger.
Obwohl diese jungen asiatischen Bischöfe nicht mitreden konnten, waren aber alle offene und begeisterte ,,Zuhörer“ bzw. ,,Schüler",
vor allem Zuhörer der europäischen
Theologen in den regelmäßig stattfindenden Abendtreffen und Diskussionsrunden. Sie
haben alle Dokumente stark unterstützt und ihnen zugestimmt Nach Karl Rahner
steht das Konzil nicht für eine dogmatische
Lehre sondern für ein pastorales und ökumenisches Aggiornamento (Aktualisierung der
Kirche vor Ort) , d.h. die früheren europäische Kirchen in Asien werden Weltkirche und die
jüngeren Missionkirchen in Asien werden asiatische Kirchen!
Diese Tatsache verlangt allerdings einen Paradigmenwechsel, der aber nicht so einfach gelingt. Die jüngeren asiatischen Bischöfe stimmen den
Dokumenten zu, doch Gegenstimmen und Skepsis den Dokumenten gegenüber kommen insbesondere
von der Kurie und den europäischen Bischöfen.
Somit wurde die nachkonziliare Praxis der asiatischen Bischöfe
gebremst durch die dagegen stimmenden Kardinäle und Bischöfe, die im Vatikan geblieben sind. Trotzdem haben die
Kirchen viel profitiert von der liturgischen Reform, von der neuen Haltung zu nichtchristlichen
Religionen, von dem neuen Verständnis
von missionarischen Aufgaben aller Kirchen usw.
4.
Wie könnten die asiatischen Kirchen das
Ziel des Konzils vor Ort verwirklichen?
Wie schon oben gesagt, wurden alle asiatischen Kirchen
vor dem Konzil nur als ,, europäische" Töchter -" oder ,,Missionskirchen“
gesehen unter dem Gesichtspunkt des Propaganda Fidei, der Glaubenskongregation und
geführt durch einen starken römischen Zentralismus, der auch für die finanzielle
Unterstützung der Strukturen wie auch für die Gebäude zuständig war.
Eine außerordentlich wichtige Änderung gab es, als zwei
Jahre nach CELAM in
Medellín im Jahr 1970, die von Papst Paul VI. in Manila,FABC (Federationofasianbishops‘
conferences) gegründet wurden. Zu FABC gehören 18 Bischofskonferenzen aus den Gebieten
Fernasien, Südasien und Südostasien. Damit einhergehend gibt es nun auch viele
neue Strukturen für liturgische, missionarische, interreligiöse, pastorale Kommunikation usw. Mit Vertretern von den
Bischofskonferenzen, stiften die FABC ihren eigenen Ausschuss der asiatische
Theologen, um allen Kirchen in Asien zur Hilfe zu stehen. Ich war Mitglied
dieses Ausschuss von 1986 bis 1994. Die asiatischen Theologen formulieren,
unabhängig von Rom (tac-fabc), ihre
Thesen, zu helfen.
Eine
der 3 Prioritäten: Dialog des Lebens mit
den Armen
Im asiatischen Kontext haben wir drei Prioritäten
identifiziert.
a) Erstens
ist es der Dialog mit den Kulturen auf
dem Gebiet der Inkulturation.
b) Zweitens
ist es der Dialog mit den anderen Religionen, wobei es um den interreligiösen Dialog geht.
c) Drittens
ist es der Dialog mit den Armen, damit es von einer Kirche für die Armen zu einer
Kirche der Armen kommt.
Alle drei Dialoge haben
das einzige Ziel, eine Kirche Jesu Christi im Kontext Asiens, im Ort,
des Volkes, der Kulturen und der Religionen zu sein.
5.
Asiatische Versuche, um eine Kirche der Armen zu werden
Die asiatische Kirchen vor dem Konzil waren mehrfach
bekannt für ihre soziale und humanitäre
Hilfe für das Volk. Die Europäischen Kirchen haben als
Wohltäter viel Hilfe geleistet. Das war eine vertikale Solidarität, Hilfe und
Mitleid der älteren Kirche fließt in die
jüngeren Kirchen.
Aber nach dem Konzil, mit ihrem Bewusstsein „Wir
sind die Kirche“ beginnt eine neue Phase der Solidarität, horizontale Solidarität, innerhalb im eigenen Land und der Kirche.
Diese horizontale Solidarität ist nicht stark genug, um die ganze Not zu
beenden.
Während die Hilfe von Europa, von Missio Aachen oder
Misereor Aachen, weitergeht, um den
Institutionen für Priesterbildung oder Ordensleute zu helfen, versuchen wir Christen zu sein
unter dem Volk durch die Nähe zum Volk. Dabei erkennen wir die
verschiedenen Gesichter der Armut. Die Kirchen leisten nicht nur die humanitäre
Hilfe für die betroffenen Opfer, sondern zeigen sich solidarisch mit dem Volk
im Kampf gegen die Ursachen der Armut. Mit einer prophetische Vision und
politischem Engagement suchen die Kirchen und die anderen nichtchristliche Gruppen Lösungen für die
Probleme.
Im Vergleich zu den Bischöfen und Priestern haben
die Ordensleute mehr Mut, Freiheit und
Charisma in ihren eigenen Zentren, um die Werte des Evangeliums zu leben.
Bei meinem Vortrag
in der indischen Bischofskonferenz in Tamil Nadu, Indien, im Februar 2013, habe ich die Bischöfe ermutigt die
sozialen und humanitären Probleme des Volkes zu erkennen und dazu die Kirchen
einzusetzen. In Indien sind Armut und Unterdrückungen so zahlreich und so tief,
dass die Politiker diese Probleme ausnutzen
und die Kirchen halten sich fern von jeglichem Protest oder Engagement.
6.
Meine Kommentare zu Kirche in Europa
bzw. in Deutschland?
Ich wage, einige meiner Kommentare hier zu bieten,
weil ich als Priester seit 1966 viel
erlebt habe in Asien und in Europa, in besonderer
Weise in Deutschland. Ich habe viel gelernt und profitiert von der Weltkirche.
Meine langjährigen Kontakte und meine langjährige Arbeit in den Kirchen in Deutschland ermutigen mich, einige Kommentare zu bieten.
6.1 Obwohl
ich noch viele berühmte Deutsche Theologen genieße, die bei dem Konzil
mitgewirkt haben ( wie K. Rahner, H. Küng und J. Ratzinger) und die anderen von
heute, bin ich enttäuscht über die nachkonziliaren Entwicklungen in den
Kirchen in Europa.
6.2 Ich bin
auch enttäuscht über ihre Antworten zu heute herrschenden Krisen wie Glaubenskrise
und Kirchenkrise in Europa.
6.3 Die Bischofskonferenzen
konfrontieren sich nicht mit den herausfordernden Krisen des Glaubens, oder
einer Priester zentrierten Kirche, oder des Priestertums mit Pflichtzölibat usw...
. Sie versuchen einen Weg, daran vorbeizugehen ohne Konfrontierung des Problems
und beschäftigen sich hauptsächlich nur mit
den Strukturen, nicht mit den Ursachen für die Krisen. Lösungen wie die
Fusionen der Gemeinden, um weiter die Gottesdienste zu halten, sind keine
dauerhafter Lösungen.
6.4 Ich bin
der Meinung dass die Europäische Kirchen, obwohl das Konzil uns berufen hat zu
einer Erneuerung durch „Redeuntes ad Fontem“, eine Gegenreformation
gestärkte Struktur der Kirche noch behalten wollen. Die Kirchen und ihre Diener,
wie Klerus sind komfortabel versichert durch Staat-Kirche Beziehungen. Also fehlt
wahrer prophetischer Mut, aus dem Sitz im Leben auszusteigen um ihn zu
konfrontieren mit den Herausforderungen
unserer sterbenden Kirche und weitere
Kirchenformen zu entdecken..
6.5 Die Deutsche Kirche ist in der Tat meine
Gastgeberin. Leider erfahre ich das die Großmutterkirche in Europa in ihrer
gegenreformistischen Form und Struktur langsam stirbt! Es tut mir Leid.
Meine Hoffnung ist, dass sich die neuen Initiativen von unten, auf der Basis, mit den
Fragen auseinandersetzen: Was wollte Jesus als seine Gemeinde? Wie kann die
Kirche Christi als das Licht der Welt weiter funktionieren? So können
hoffentlich einige alternative Formen der Kirche Jesu Christi aufblühen...